Samstag, 12. Dezember 2009

DER ERSTE HELD


Vorwort oder KAPITEL 13....das es eigentlich gar nicht gibt....


Kapitel 13 (gibts eigentlich gar nicht.:)

Ist so eine Bullenscheiße, aber man kann sagen, was man will, ist über hautot eigentlich nur ein Sinn drin. Oder muss ein Sinn drin sein.

Aber was geil ist, die schreiben ja die ungesetzlichen Sachen auf, die man so tut. Und die Scheiße werfen die dann den Leuten in chronologischer Reihenfolge vor.

Der frägt dich dann zum Beispiel, was du vor sieben Jahren mal gemacht hast. Nennt sich dann Verhör. Ich hatte mal einen besonders schlimmen :

Der frägt auch noch nach, ich müßte das mal genauer ausführen.

Da hab ich gesagt, wenn ich das ausführen müßte, dann müßte er mich eine Kneipe einladen und 15 Pils zahlen .Und zwei Joints organisieren. Dann würde ich aber nicht hier stehen und Story verzapfen. So wahr mir Gott helfe.



ok und jetzt los mit dem was weiter unten steht.

Kapitel I.


Begebenheiten

Er lebte im zweiten Stock einer Mietskaserne.

Er hatte einmal mit seiner Untermieterin Stress bekommen, weil die im Klo an ihre Decke sah. Dabei war das eigentliche Unglück schon zwei Wochen vorher passiert. Sein Badezimmer bekam ein Leck und er schraubte den Warmwasserhahn seines (Speicherkapazität 2 Liter) Durchlauferhitzers ganz ab.

Das Wasser spritzte in einer weiten Fontäne heraus und traf zuerst die Wand, wo das Fenster zum Dach des Hauses war.

Dann öffnete er das Fenster und schrie: "Feuerwehr!"

Er irrte zuerst geschockt im Raum umher, weil er die Situation nicht ganz erfasst hatte. Dann kam er auf die Idee, den Wasserstrahl nicht raus zum Fenster, sondern umzuleiten. Nämlich in die Badewanne. Der Durchlauferhitzer war direkt an der Hauptleitung des Wassers am Wasserwerk und an den Rohren der Hauptwasserleitung angeschlossen und so füllte das Wasser innerhalb einer Minute die Wanne und drohte überzulaufen.

Der Abfluss der Badewanne war für solche Mengen Wasser nicht konstruiert, es würde nichts bringen, da den Stöpsel rein zu tun, dachte er. Aber irgendwie muss ich die Geschichte stoppen, dachte er. Er nahm den Warmwasserhahn und hielt ihn an die Stelle, wo das Wasser ausströmte. Dann schraubte er den Hahn wieder an seine Stelle und der Wasserstrom hörte auf

Er hatte einen Traum.

Wenn man Träume durchlebt, Situationen zusammenstellt, ja Begebenheiten erzählt, so muss das nicht annähernd mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Aber diese meine Geschichte fängt heute an.

(Ich weiss nicht wie sie endet, ich lebe sie gerade.)

Meine Erzählung handelt von der Wirklichkeit.

Von der Wirklichkeit des Seins.

Vom Alltag der Gefühle.

Vom Alltag eines Träumers.

Sie nahm Gestalt an.

Der Traum war nicht der erste in seiner Art.

Der Traum war wirklichkeitsfremd und doch war es so ein Traum, wo man am nächsten Morgen aufwacht und einfach glücklich ist. So glücklich, dass man aufwacht und denkt, gestern hat man eine Million im Lotto gewonnen. Man hat etwas bekommen, wofür es sich weiterzuleben lohnt. Einen Platz in der Geschichte. In der Geschichte die man selber lebt Der Geschichte die man selber schreibt. Der Geschichte, die nur eine Hauptrolle hat.

Sieh dich an und dann sage mir wen ich meine.

Hauptrolle ist nicht mit Klorolle zu verwechseln.

(Also muss es wohl heissen, ich hatte einen Traum.)

Langsam kam die Sonne über die Hügelketten, und ein wenig erinnerte dabei an den geheimnisvollen Zauber der Morgendämmerung, bis sie endlich hell über einer Stelle stand. Nachdem sie einmal den Horizont überschritten hatte, schien sie schneller emporzuklimmen, und während sie höher stieg, begannen ihre wärmenden Strahlen sich mit der Schärfe des kalten Windes zu verschmelzen. Die Morgenkühle nahm ab und so manch einer, der draussen die Nacht verbrachte, würde wohl sich der ersten wärmenden Strahlen des anbrechenden Tages erfreuen. Sie lagen auf einer Wiese. Er versank in ihrem glatten, glänzenden braunen Haar und wusste im Moment, er könnte ewig so liegen bleiben. Ihm war beileibe nicht kalt, und ihre Haare lagen über seinem Gesicht. Er blies mit dem Mund dagegen und sie hoben sich, während er blies. Die Vögel zwitscherten und waren noch voll in der Stimmung ihres Frühkonzerts. Ein lautes Summen und Zwitschern erfüllte die Gegend und es war wunderbar anzuhören. Die Menschen waren früher doppelt und Kugelmenschen. Irgendwann kam einer und es gab einen Blitzschlag. Sie wurden auseinandergerissen. Und durften fortan ihr Dasein der Suche nacheinander bestimmen. Und er wusste, noch in dem kurzen Moment, er hatte sie gefunden. Die zweite Hälfte. Seine zweite Hälfte. Das Ende der Sucherei. Und er durfte in ihr Gesicht sehen.

Die Träume vorher waren anders. Er war nie dazu bestimmt gewesen, diese seine Traumfrau überhaupt zu berühren. Es war schon seit seiner späteren Jugend so. Er träumte immer wieder von ihr. Derselben. Und sie hatte braune Haare. War so echt wie keine zweite. War die andere Hauptrolle. Im Denken eines Menschen kann sich, sofern er sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befindet, nur eine Gedankenstruktur entwickeln. Seine eigene. Und wenn jemand anders im eigenen Traum mitspielt, dann bekommt man das zu spüren. Sie balgten wie Kinder im Gras. Das Spielchen war wahrscheinlich, wenn ich dich krieg, bist du fällig. Aber man fiel vorher selber hin, weil man sich lieber ergeben wollte, weil man auf den Eretterkuss hoffte. Worte sind derer zuwenig für die Beschreibung dieser Szene. Irgendwo auf dem Land, Irgendwo, wo die Natur noch grösstenteils das menschliche Dasein bestimmt und nicht umgekehrt. Da wo es einfach so war wie es war. Hingewachsen. Ohne Bestimmung menschlicher Hand,. Natur, nicht Natur. Weit ab, wo der Lauf des Flusses noch nicht begradigt ist, spielt diese Geschichte. Er wusste, diesmal war es der Fortsetzungsfilm, nicht wie in der Vergangenheit. Sie kannten sich schon gut und waren sich sehr nahe gekommen. Aber das war im Moment nicht wichtig.

Ich erinnere mich noch an Teile der Rede, die ich geführt habe, die wohl sehr beindruckend gewesen sein mochte. Ich teilte den Tag in sogenannt vierundzwanzig Stunden auf. Und die Fortsetzung war folgende, dass ich für diese meine Braunhaarige gerade so arg empfinde, dass ich überhaupt nicht schlafen könne. Und dass ich deswegen unmso intensiver an sie denken müsse. Von den vierundzwanzig Stunden nämlich alle. Weil ich ja nicht mehr schlafen würde. Sehr beeindruckend.

Er lag mit dem Kopf an ihren Schenkeln. Und da fühlte er die warme weiche Haut, die sein Dasein lebenswert machten. Der Geruch der Haut, die einen an seine Lieblingslederjacke erinnerte. Und doch viel weicher. Sie war zierlich in ihrer Art. Sehr zierlich. Igentwie verletzbar, ein Geschöpf, eine Prinzessin. Sie erweckte einen Beschützerinstinkt bei ihm. Sie war das beeindruckendste Geschöpf des bisherigen Lebens. Unberührbar und doch ganz nah bei ihm. Und er würde sie bekommen, das hatte ihm der Traum versprochen. Denn in den vorherigen Träumen war die Suche schwerer, das Finden nur ein Lichtblick, vor dem Aufwachen Er wachte jedesmal auf, wenn er sie sah. Und diesmal war eine Szene schöner als die andere. Und wenn er aufwachte, war alles vorbei. Die Bilder jagten in seinem Kopf. Er sah sie lange an. Sah ihr in die rehbraunen Augen. Und das Gespräch hatte nichts zu tun mit der Wirklichkeit. Es waren auch nicht die Worte, die als solche gewertet werden können. Es war die Zweisamkeit, die ihn erheiterte. Und nun konnte er sie finden. Er hatte ihr Gesicht gesehen, hatte sie berührt. Als er ihr die Frage stellte, wie er sie finden könne, da hatte er nur eine Antwort bekommen. Such mich nicht. Du wirst mich finden. Und der Satz, der ihn am meisten bewegte, war: Du hast ja meine Telefonummer, kannst mich dann anrufen. Aber der Traum verlöschte mit dem Aufwachen, es war nur noch das Gefühl da.

Er wachte auf. Es kingelte kein Wecker, es klingelte kein Telefon. Er wachte einfach nur auf. Und wusste, er war auf dem richtigen Weg. Er war nämlich umgezogen. Aus einer fernen Stadt wieder zurück in seine Heimat. Er hatte Arbeit bekommen. Vorher war er brotlos, hatte Freunde, die ihm etwas zu essen beschafften. Er konnte leben, ohne zu arbeiten. Es ging nun schon Monate so. Er hatte eine Wohnung, wo er keine Miete zahlen musste. Er kannte eine Bäckerei, wo man es mit dem Geld nicht so genau nahm. Diese Bäckerei hatte alles. Man konnte frühstücken, mittagessen und rumsitzen und einen Kaffee zu sich nehmen. Und bekam täglich seine warme Mahlzeit. Er konnte es sich sogar raussuchen. Sein bester Freund hatte gesagt, er würde ihn schon durchbringen. Wie er das anstellen wollte, war ihm in den ersten Tagen noch unklar. Aber sein Freund managte das alles. Er verdiente selbst nicht genug für zwei. Und betteln war seine starke Seite nicht. Und sein Freund richtete es ihm so ein, dass er niemals Geld für zwei Tage bekam, lies ihm immer nur für einen Tag genug. Nur das war ihm möglich. Und so musste er ihn jeden Tag treffen, es war niemals ausgesprochen worden. Aber es war nicht anders zu machen. Er kam auch jeden Tag. Dann kam die Zeit, sein Freund musste geschäftlich in eine andere Stadt. Er war auf sich allein gestellt. Und er hatte die Wohnung in der Stadt. Er hatte immer noch die Bäckerei. Aber er wurde es leid. Fühlte sich verraten. Er zog ab, verlies die Wohnung, gab die Schlüssel in einem Reihenhaus ab. In einem Briefumschlag, in dem der Schlüssel lag und die Weiterleitungsadresse. Er hörte den dumpfen Schlag, als der Schlüssel mitsamt Briefumschlag am Boden des Briefkastens aufschlug. Es war getan. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Wie würde es sein Freund nur auffassen. Und dann als er in die neue Wohnung zog, war da der Traum. Er war in der ersten Nacht nicht, er war in der zweiten Nacht nicht. Er war an dem Wochenende darauf. Und es war der einzige, an den er sich erinnern konnte. Es war der erste Traum in seiner neuen Wohnung. Und der erste Traum in einer neuen Umgebung wird wahr. Und dann kam es so, wie es kommen musste. Es wurde eintönig, aber im Gegensatz zu vorher hatte er ein Ziel. Die Tage zogen in ihrer gewohnten Weise dahin, ohne dass sich etwas änderte. Einseitigkeiten, Belanglosigkeiten. Der Kreislauf des Lebens eines Arbeiters wurde Bestimmung. Er fühlte diesen Kreislauf wieder und wieder, suchte ihn zu durchbrechen, wie er es früher immer getan hatte. Aber etwas hielt ihn diesmal zurück. Etwas unbestimmbares. Der Kreis, der ihn früher bestimmt hatte, war ins Nichts zerfallen, als ihm es gelang, seine Gedanken in der Weise zu lenken, als ob er es für seine Zukunft tun müsste. Die Art des Denkens lief vor ihm ab wie ein Film. Er musste seine Arbeit tun, er musste den Teufelskreis durchbrechen. Aber er musste auch auf sich aufpassen, dass er nicht dabei seinen Verstand verlieren würde. Den nichts macht dümmer als eine geregelte Arbeit. Er war in den nächsten Tagen verstärkt in seiner Freizeit auf den Suche nach neuen Bekanntschaften, der Traum, er glaubte ihn soweit deuten zu können, dass er in seiner neuen Umgebung, in seiner alten Heimat diesem Ziel ein Stück näher gekommen war. Aber niemand nahm Notiz von ihm. Nur die Freunde, die er hatte, kannten ihn noch. Einmal stand er in mitten einer Masse von Personen an einer Bar in einer Tanzveranstaltung. Nie als in dem Moment wurde ihm bewusst, dass er vollkommen anders gerichtet und in seiner Kleidung sowie in seinem Denken ein Gegenpol der Leute um ihn herum war. Er hatte noch von der Zeit als er vor Jahren hier gelebt hatte, unzählige Adressen und Bekanntschaften in seinem Notizbüchlein ordnen können, die er aber gleichwohl, ohne irgend ein Gefühl zu haben, beiseite liegen lies, dafür suchte er umso stärker die Bekanntschaft zu neuen Personen. Gleichwohl er hoffte, seine "Traumfrau" dadurch schneller zu finden. Der Gedanke daran , dass diese ihm schon einmal in einer Nacht über den Weg gelaufen war, kam ihm zwar in den Sinn, er tat aber nichts dergleichen, die alten Telefonnummern wieder aufzurollen. Als beobachtender Künstler war es ihm umso dringender bewusst, sein Traumbild aufzuspüren, da sie unausweichlich den Fortgang seiner Werke, seines Schaffens beeinflussen würde. Er wusste es und die Zeit sprach dafür, sie zu finden, die Probe des Lebens zu bestehen. Er war am Abgrund des Lebens gewesen, hatte gleichsam in den offenen Spalt seines Herzens hinabgeblickt und schauderte ob der Tiefe. Die Brücke war der Traum und das Leben war der Abgrund.

Er hatte den Ölofen angeworfen und harrte nun eine Stunde aus bis dieser das Badewasser erwärmt hatte.

Er stieg in die Wanne, machte zuerst das warme Wasser an und drehte den Kaltwasserhahn soweit auf, bis ihm die Temperatur angenehm erschien.

Dabei lies er das Wasser an sich hinunterlaufen und seifte sich ein, nachdem er genügend nass geworden war.

Er wusch sich die Haare mit Schampoo und spülte sich ab, pritschelte ein bisschen mit dem Wasser herum, bis die ganzen Badfliesen untergetaucht waren. Als er wieder aus der Wanne stieg, fühlte er sich super erfrischt und zu neuen Taten bereit.

Dann überkam ihn wieder diese seltsame Belanglosigkeit, die in anderen Worten auch Langeweile genannt werden würde. Er hatte sich vorgenommen, auszugehen und nicht an den morgigen Arbeitstag zu denken, versuchte sich von der Eintönigkeit der Arbeitswoche abzulenken. Als er spät am Abend nach Hause kam, war er ziemlich betrunken und ging ohne Umschweife ins Bett. Er schlief fest und traumlos bis zum nächsten Morgen, als dann der Wecker klingelte, fühlte er sich wie gerädert. Er zwang sich dennoch aufzustehen, wusch sich das Gesicht und putzte die Zähne, und stolperte schlaftrunken aus dem Haus, da er fast schon zu spät zur Arbeit kommen würde. Er schaffte es gerade noch bis zur seiner Arbeitsstelle. Er holte sich einen Wachmacher aus dem Regal, zahlte an der Kasse und riss die Dose auf, fühlte, wie langsam die Lebensgeister in ihn zurückkehrten. Trotzdem er nur drei Stunden in der Nacht geschlafen hatte, ging der Vormittag dahin und er erledigte seine Arbeit gut. Als er um zwei Uhr nachmittags etwas gegessen hatte, fühlte er sich müde, er beschloss, zuhause sich ein oder zwei Stunden hinzulegen.

Aber soweit sollte er nicht kommen.

Es war Post gekommen.

Als er durch das Glasauge des Briefkastens sah, sah er das amtliche Schreiben.

Er öffnete das Postkästchen, holte den grauen Umschlag heraus und riss ihn auf.

Ihm stockte der Atem.

Vor gut einer Woche, hiess es in dem Schreiben, hätte er sich einfinden müssen.

In der Justizvollzugsanstalt. Zu fünfzehn Tagen Freiheitsentzug.

Und er wurde rechtlich auf die Konsequenzen hingewiesen.

Er beschloss, bei der Polizei anzurufen und sich zu melden.

Er dachte: Ich muss einen Job bekommen, wo ich auch was zu essen bekomme.

Und dann muss ich der Freund von dem Koch sein.

Dann ist mir geholfen.

Er ging zur Telefonzelle.

Als er sich mit seinem Namen meldete und sein Anliegen dargelegt hatte, wurde es in der Leitung still.

Der Polizist am anderen Ende begann die Sachlage zu überprüfen und teilte dann mit, ein Abholauftrag liege nicht vor, man müsse abwarten.

Er notierte sich Adresse und Telefonnummer und versprach Klärung in den nächsten Tagen.

Dann legte er auf. Jetzt war er wach.

Von einem Freiheitsentzug hatte er nichts gewusst.

Das eigentliche Schreiben, die Ladung, hatte er auch nicht bekommen.

Er war nicht mehr in der Wohnung zu der Zeit, als er die Ladung bekommen hatte, das Gericht hatte die Rücksendung des Einschreibens vollständig übersehen und lag in der Annahme, dass er sich nicht stellen wollte.

Was er aber mit dem Anruf bei der Polizei nun erledigt hatte.

Als er zurück in seiner Wohnung war beschloss er sich nun doch hinzulegen und ein Scläfchen zu machen.

Da klingelte das Handy und ein Mädchen war dran.

Er verstand zuerst nicht, wer es war, dann aber stellte sich heraus, das Mädchen von gestern, als er fortgegangen war, er habe ihr seine Telefonnummer zukommen lassen. Er fand es toll, das sie sich bei ihm meldete und verwickelte sie in ein Gespräch. Dann machten beide einen Treffpunkt und eine Uhrzeit aus und verabschiedeten sich. Er legte auf, sah den Minutenzähler: 14 min 55 sec.

Er hatte mit ihr über eine Viertelstunde telefoniert.

Aber der Feiheitentzug lag ihm immer noch im Bauch.

Er hatte sich gerichtlich nie etwas zuschulden kommen lassen.

Er beschloss, einen Spaziergang zu machen, er wollte auf andere Gedanken kommen. Es war jetzt fünf Uhr nachmittags und das Wetter sah einigermasser haltbar aus. Er lief die Treppen hinunter und schloss die Haustür auf, trat ins Freie.

Das Tor am Gartenzaun war verschlossen, der Schlüssel hing zwei Zaunpfähle weiter an der Innenseite des Zauns.

Er lief auf den Bürgersteig, und blinzelte.

Das Herunterlassen der Rollläden, die immer nur einen Spalt offen waren, hatte ihm nun, als ihm es bewusst wurde, der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt und es war erstaunlich hell und warm um diese Jahreszeit.

Wenn er die Strasse, in der er wohnte, hinterging, kam er direkt an einen schmalen Waldweg. Er bog ab und lief den Weg hinein, erst noch forschen Schrittes, dann immer langsamer. Das Wetter wurde, als er durch den Wald spazierte, noch schöner, die Sonne kam vollends hinter den Wolken hervor und es wurde richtiggehend heiss. Er ging den schmalen Weg entlang und kam an den Fluss. Er ging hinunter zum Wasser. Sah dem Fluss zu wie er träge hinunterlief. Eine Ruhe überkam ihn, als er das Wasser anschaute, eine Ruhe der Sorglosen. Das Wasser mündete weiter vorne in einen Stausee, um dann durch einen künstlich angelegten Wasserfall ein paar Meter tiefer zu fallen. Schäumend ergab es sich seinem Schicksal und wurde wieder träge, die Strudel lösten sich auf. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, die ihm, obwohl er ruhig und gelassen schien, innerlich durchzuckten. Die Luft am Fluss roch vermodert und nach Abwasser. Er beschloss, wieder hinauf zum Weg zu gehen und ein Stückchen den Wald hinein zu marschieren. Ihm wurde kalt, sein Herz raste plötzlich, ohne das er sich einer Anstrengung bewusst wurde. Er setzte sich auf einem Baumstumpf. Sah den Wolken zu. Und ihm wurde bewusst, wie es ist zu reisen, ohne sich zu bewegen. Man muste nur lange genug den Wolken zuschauen und dann konnte man es fühlen.

Reisen, ohne sich zu bewegen. Die Wolken schweben alle in eine Richtung, man muss schon länger als eine Viertelstunde Zeit und Musse haben, dieses festzustellen. Man stelle sich vor, man sitzt an einem Punkt der Erde und diese drehte sich Tag für Tag um die eigene Achse. Die Achse war die Angel. Und man sitzt auf einem Fleck und ein Aussenstehender, der das Universum durchquert und die Erde betrachtet, gesetzt dem Fall er stände still an einem Punkt am Himmel, würde uns bewegen sehen. Und zwar im Sitzen. Die Sache hat auch einen wunderbaren Nebeneffekt. Der Himmel wird von allen Seiten sichtbar und wenn sich uns ein auserirdisches Raumschiff nähere, dann würden wir es innerhalb eines Jahres es einmal genau am Himmel über uns entdecken, genau über uns. Aber solange will keiner warten und verhungern. Den Wolken zuschauen ist das Privileg der mitteleuropäischen Kultur. In der Wüste sind Wolken überaus begehrt und könnte man sie kaufen, man würde viel dafür geben. Bei uns sind die Wolken immer da und nicht soviel wert. Alles nimmt seinen Lauf, die Erde wird älter. Generationen werden geboren und gehen zugrunde, Ein Tyrann kann nur ein Menschenleben lang Tyrann sein. Wenn man mit dem Flugzeug durch die Wolken steigt, dann käme man irgendwann aus der Decke heraus und man würde die Sonne in ihrer Macht begrüssen können. Die Herren Geschäftsreisenden Haben leider nie viel Zeit und die Sache ist auch nur zu begreifen, wenn man abschalten kann und tagträumen. Was den Herren Geschäftsreisenden leider vorenthalten ist und nicht mit Geld bezahlt werden kann. Aber Einfälle sind auch nur "Läuse der Vernunft" . Der Spaziergang tat ihm gut, er konnte sich wieder richtig fühlen, nicht mehr als Nummer in einem Register des Einwohnermeldeamts, sondern als Mensch, der ein Herz hatte, ein Lebewesen unter Gottes Fügung. Er kam auf die Welt um seinen Sinn zu finden. Und er wollte ihn finden. Es war ihm wichtiger als Geld und Macht und Grundstücke. Und Geld war nur ein Übel der Menschheit. Irgendeiner hatte es mal erfunden, das allgemein übliche Tauschmittel. Und der Anfang war gemacht. Es wurde gehandelt. Besser hätte man aus freien Stücken gegeben, man hätte das seine zurückbekommen, mehr noch, man hätte damit leben können.

Man stelle sich vor man wäre allein auf der Erde.

Alle MIlitäreinrichtungen, alle Ämter wären abgeschafft.

Alle Bestrafungseinrichtungen stünden zwar noch da, aber man würde ein und ausgehen können.

Alle wären tot.

Manch einer würde nicht fertigwerden mit diesem Gedanken.

Manch einer würde den Freitod als letzter Mensch der Erde suchen.

Die Erde den Ausserirdischen überlassen.

Ich aber sage:

Man könnte sich noch eine Weile durchschlagen, könnte sich endlich des Nachbars Rasenmäher ausleihen und seinen Rasen nun doppelt so schnell mähen.

Man könnte im Supermarkt die ganzen Tiefkühltruhen ausräumen. An der Kasse wäre ja eh keiner, der Bezahlung verlangte. Man wenn ich an die ganzen Pizzen ... , dachte er. Man könnte eine Weile leben. Aber dann würde man sterben und der Sinn wäre dahin, der Sinn des Zahnrädchens.

Der Sinn des Uhrwerks.

Der Sinn der Fortpflanzung.

Der Sinn des Jahrtausends.

Der Sinn des Fortschritts.

Der Sinn des Lebens.

Welch ein erschreckender Gedanke.

Es ist gut so wie es ist, dachte er.

Und Einfälle sind Läuse der Vernunft, dachte er.

Es war Freitag, er musste am nächsten Tag nicht arbeiten.

Trotzdem ging er früh ins Bett, da er ziemlich geschafft war. Und wieder hatte er einen Traum: Er war schwerelos. Er hörte Musik. Er sah auf eine Uhr und der Sekundenzeiger war stehengeblieben. Er befand sich in einer Art künstlichen Welt. Wie wenn man einen Raum im Weltall betritt, und die künstliche Schwerkraft wird ausgeschaltet. Und er wollte seine Magnetschuhe einfach nicht anziehen. Im Aufzug. Die Welt hatte 215 Stockwerke. Als er im Aufzug die Nummer 201 drückte, war eine Stimme zu hören. "Die Schwerkraft wird nun eingeschaltet. Willkommen in der Welt des fünfdimensionalen Raumes und des Zeitstillstandes. Willkommen in Future world. Es war ihr Wille." Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Ein Elektromotor setzte die Kabine in Bewegung und ihm rutschte das Herz in die Kniescheibe. Er fühlte, wie der Boden der AUfzugkabine auf ihn zukam. Müsste Aufinzug heissen. Aber nur in diesem Zustand. Als er einen Blick auf den Stockwerkanzeiger warf, sah er diesen in Fünferschritten hochwandern. Fünfzig, fünfundfünzig, sechzig, fünfundsechzig. Der Aufzug bremste ab. Die Tür öffnete sich in seinem gewählten Stockwerk. Als er hinausging stand er mitten in der Natur. An einem Wasserlauf eines sich dahinschlängelnden Baches. Er schaute zurück und sah auf die Aufzugtür. Von ausen sah diese wie eine lange Spirale aus. Die sich nach oben völlig geradlinig zog. Er schaute auf die Schlange und als er den Blick zur Decke wendete, sah er diese nicht. Der Raum schien nach oben hin völlig offen zu sein. Wie konnten da noch mehr Stockwerke sein, dachte er. Aber das könnte er auch später herausfinden, erst einmal galt es diese künstliche Natur zu untersuchen, in der er sich im Moment befand. Er lief den Sandweg in den Dschungel hinein.Ein Baum war quer über die Bucht gefallen und an einem Platz war eine Stelle, die als Lagerfeuerstelle diente, der Platz war rund und an der Ecke war Holz aufgeschichtet. Alles sah fein säuberlich aus. Da war Sand ins Feuer gestreut worden. Der Weg führte an der Lagerstelle weiter hinein ins Dickicht und die Lage sah aus als wäre noch jemand anwesend in seinem Traum. Er ging den Weg hinein. Da fühlte er plötzlich, wie ihn jemand berürte. Nicht fest und überraschend, eher leicht, sanft, trotzdem zuckte er zusammen und sah sich um. Da war niemand.

Ein Busch wird mich gestriffen haben, dachte er. Und dennoch, das war keine Pflanze gewesen.

Er blieb stehen.

Da hörte er es.

"Hallo."

Er drehte sich um, sah aber niemand, denn in dem Stockwerk des Raumschiffs wurde gerade die natürliche Dämmerung eingeleitet. Es wurde ziemlich schnell zappenduster.

Es kam nocheinmal. "Hallo", ganz zaghaft, fast nicht hörbar.

"Suchst du mich etwa ?"

Diesmal stand sie hinter ihm.

Die Braunhaarige.

Sie war verdeckt durch einen Busch, der rechts am Weg wuchs, hatte sich hinter ihm versteckt.

Nun war sie herausgetreten.

Ihm wurde heiss und kalt zugleich, er fröstelte und Schweisstropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Sie war ähnlich wie seine Mutter, als sie jung war, er hatte ein Foto von ihr aus ihrer Jugendzeit gesehen. Seine Mutter war sehr schön gewesen. Und dieses Mädchen war doch anders. Sie war zierlich wie eine Porzellan- puppe. Sie war sehr weiblich in ihrer Figur und doch nicht üppig. Sie war auch nicht burschikos, etwas knabenhaftes mutete man ihr auch nicht an. Alles in allem eine Prinzessin. Man war in jedem Fall versucht, sie vor unheilbeschwörenden Situationen zu schützen. Doch ich will weiter die Wesenszüge und Einzelheiten dieses Mädchens beschreiben. Sie hatte sehr lange Wimpern, was ihre braune Augenfarbe noch zu unterstreichen schien. Die Augen waren auffallend gross, die Haut war samtweich und duftete. Nicht das sie ein Parfüm aufgetragen hätte, sie duftete von selber. Ihr Körpergeruch war ein Parfüm. Sie hatte ein ebenmässiges Gesicht und mittelgrosse Lippen, die Brüste waren klein und fest. Die Taille war sehr weiblich und das Becken einladend. Und doch verbarg sie ihre Figur geschickt in einem kleid, das eher gediegen schien. Du wolltest mich wieder treffen, sagte sie. Ja sagte er. Er war eines weiteren Wortes im Moment nicht fähig, die Schönheit blendete ihn, sein Puls war beschleunigt. Sie warf ihre Haare aus dem Gesicht, er wollte ihr Gesicht berühren. Es war wie ein kleiner Stromschlag, er war innerlich aufgewühlt. Schnell die Frage, bevor alles wieder zu Ende ist. Ob er auch träumte, in dieser Art der Verbildlichung seiner Gedanken war er sich im Traum voll bewsst. Er wusste, noch während er dieser Bilder in sich habhaft wurde, das alles mit einem Schlag vorbei sein konnte.

"Schnell die Frage", sagte er.

"Hast du auch einen Namen?"

Sie lächelte, gab keine Antwort.

Wie heisst du, war seine Frage.

Das wäre nicht gut, wenn du es wissen würdest, hörte man leise.

"Warum", spielte er mit der Situation.

"Du würdest dann im wirklichen Leben voll an mir vorbeilaufen, wenn du mich träfest. Nur weil ich nicht so heisse wie das Mädchen im Traum. Wenn du meinen Namen wissen würdest."

"Ich bin dir erschienen, weil du am Rande deiner Existenz warst. Hätte ich dir den Wink nicht geben können, du hättest vielleicht nicht mehr leben wollen. So aber hast du wieder eine Zukunft", sagte sie.

"Wie kann ich dich finden", fragte er richtig exstatisch.

"Du hast mich doch schon in Brasilien gefunden."

"Regina, du?"

Er war nun völlig veriwrrt. Der Traum war wahr!?

Doch sie sagte nur noch:

"In dem Moment, wo du mich nicht mehr suchst, wirst du mich finden." "Wie soll ich das verstehen", fragte er.

Aber die gückliche Seifenblase der Kommunikation begann zu platzen, löste sich auf. Er vesuchte sie zu halten, nahm ihre Hand. Aber die Gestalt nahm immer mehr ab, wurde zu einem Nebelfetzen, um dann ganz zu verschwinden. Das letzte, was er sah, war, als sie ihm zuwinkte und dann wurde er bewusst, an was diese Auflösung lag. Ein durchdringendes Piepsen drang immer mehr an sein Ohr. Sie kamen in einen Raum, wo die einzelnen Elemente angeordnet waren. Und zwar in der Luft, die ganzen Atome mit ihren Protonen und ihren Neutronen. Der Grundstoff des gesamten Universums. Ein alter Mann sagte, es sind 146. Als wir die Erde verliesen, da waren es 106, sagte ein Mann.

Ja aber es sind 146. Sie kennen sie alle, fragte einer. Ich habe eine Zeitlang hier verbracht, sagte der alte Mann.

Der Wecker rief Aufwachen. Und er rief es so durchdringend, dass es bis in seine Träume durchdrang, bis ins innerste, hineinging und wieder herauskam. Es war nun Freitag. Er würde den Tag schon noch irgendwie schaffen. Er kam kurz vor sechs Uhr in seiner Arbeit an, und die ganze Tankstelle war voll, die Lkws standen bis in die Strasse, da sie alle tanken wollten. Er blieb gleich draussen und fertigte die ersten drei ab. Dann gab er die Zettel an der Kasse ab, ging wieder nach draussen. Langsam leerte sich die Tankstelle. Und als er die Mülltüten ausgewechselt hatte und das Scheibenwasser frisch eingefüllt hatte, wurde es langsam später und mit der Arbeit merkte er gar nicht, wie schnell es auf Mittag zuging. Dann war es vierzehn Uhr und man entliess ihn ins Wochenende. Er fuhr mit dem Fahrrad zu seiner Wohnung und zog sich um, machte sich frisch und eine Stunde später war er auf seinem Fahrrad unterwegs in die Stadt. Als er so den Weg der Strasse folgte kam er auf einen Gedanken und hielt an der nächsten Telefonzelle an, rief seinen besten Freund an. Was er so mache, war seine Frage, als er das übliche Bekundungszeremoniell hinter sich hatte. Wie gehts, was machst du so heute abend. Er würde die Zeit totschlagen, antwortete er. Kann ich dabei behilflich sein. Und soll ich einen Totschläger mitbringen? Nein, heute abend kann ich dich nicht brauchen. Ich möchte mit meiner Freundin die Zeit totschlagen. Aha, sagte er und legte auf. Er wusste wie es war wenn man mit seiner Freundin die Zeit verbrachte. Man wollte nicht stören, bei der Sache, die Mann und Frau am besten zu zweit machen. Er fuhr an einen belebten Platz und setzte sich an einen Brunnen. Sah den Leuten zu wie sie geschäftig durch die Strassen eilten. Ihm war schon wieder langweilig.

Er träumte. Sah sie über den Platz laufen. Sah andere über den Platz laufen. Wenn er wollte, konnte er in ihr Leben eingreifen. Er musste nur beständig dabeibleiben. Nur dahinter, wie man so schön sagt. Dann würde ers schon merken. Ob das die Type Traumfrau war, von der man träumte. Von der er träumte. Denn wenn er schon die Zeit totschlagen wollte, er musste es doch in irgendeiner Weise positiv tun. Er wollte nicht abwarten und suchen, er wollte nicht dastehen und alles an sich vorbeilaufen lassen. Er wollte eingreifen. Tat es aber doch nicht. Er lies sich treiben, schaute umher und lies seinen Gedanken freien Lauf. Das "ich" verschwand und tauchte nunmehr intensiver wieder auf. Er ward sich langsam bewusst, das das Alleinsein nur Grosses hervorbringen konnte. Neue Ideen konnten sich entwickeln. Neue Wege würden entstehen, wenn er nur seinen Gedankenstrom lenken würde. Zielgerichtet auf seine Zukunft und nicht auf irgendein Traumwesen. Aber in anderem Sinne war er doch nur ein Rädchen im grossen Strom der Menschheit. Musste er nun seine Richtung im Strom oder gegen den Strom bewegen? Die Frage hatte zwei Konsequenzen und auch zwei Antworten. Die erste war die, das wenn er sich äußerlich wie innerlich anpassen würde, war er zwar keinem mehr ein Dorn im Auge, hatte aber am Ende nicht das erreicht, was er wollte. Also unmöglich. Die zweite war die, wenn er sich innerlich wie äußerlich nicht anpasste, war er bestimmt, ein Leben als Verrückter zu führen. Er wurde vielleicht von einigen, wenigen Personen ein bisschen verstanden, hatte aber kein Recht mehr als bundesdeutscher Staatsangehöriger. Wenn die sagen, du gehst in eine Klapsmühle, dann gehst du, dachte er. Am anderen Tag fuhr er mit dem Fahrrad an seine Lieblingsstelle am Fluss und nahm sein Zeichenmaterial mit. Einen Versuch, er hoffte, die Gegend würde ihm die notwendige Inspiration verschaffen. Den Brief hatte er schon geschrieben. Auf eine Anzeige in der Zeitung. Sollte ihm keiner nachsagen, er hätte nicht alles in seiner Macht stehende probiert. Die Anzeige war unter den Heiratsanzeigen. Der Brief war fertig. er hatte ein bild beigelegt. das er selbst gemalt hatte. Mit Zeichenkreide. Es war zerstörbar. Man musste ein Bild mit zeichenkreide fixieren. Man mußte irgendein Spray darübergeben sonst würde sich der Staub der zeichenkreide irgendwann von selbst auflösen. Er wartete den Tag, den Tag darauf und Sonntag. Mann heute und Sonntag, heute war ja schon wieder Sonntag. Am Sonntag würde die Post nichts tun. AM SONNTAG NICHT. Man müsste sich überlegen, was man tun wollte. Was man mit der Zeit anstellen müsste, sie langsamer zu machen. Und er wartete. Und wartete. Innerlich wartete er wochenlang. Er war gleich zwei Wochen darauf an einem anderen Ort, nicht zuhause. Und als er dann wieder heimkam, war immer noch nichts im Postkasten. Nur ein Brief von der Stromrechnung. Und in seiner Wohnung war alles beim alten. Und das sich nichts änderte, ausser man tat es selbst, war ihm auch klar. Ihm war einmal zu Ohren gekommen, wenn man sein Schicksal verändern wollte, war man gezwungen, selbst etwas zu unternehmen. Dann würde sich der Rest auch verändern. Nur was? Er beschloss, seine Bude aufzuräumen. Er hatte vor einigen Tagen von seinen Eltern einen Kühlschrank bekommen und ein paar Küchenboards. Die waren noch leer. Und da konnte man ja was reintun, dachte er. Gesagt, getan. Er fing bei seiner alten Kiste an. Und da fiel es ihm vor die Füsse. Sein altes Adressbuch. So ein grünes unscheinbares Ding. Die ganzen Adressen von Brasilien standen noch in dem Buch. Er blätterte in dem Buch. Adressen von seiner Zeit als Fernfahrer. Wo die überall herkamen, dachte er. Die Party am Alkberg. Er beschloss der Sache ein bisschen genauer auf den Grund zu gehen. Am Abend machte er sich auf und lief mit dem Buch in eine Telefonzelle. Er hatte schon ein paar alte Nummern streichen müssen, da kam ihm eine Telefonnumer in den Sinn, die eigentlich unscheinbar und hastig in einer Ecke einer Seite hingekritzelt war. Als er die Nummer wählte, tutete es ein paarmal. Er wollte schon wieder aufgeben, da war eine weibliche Stimme zu hören.

"Ja?"

"Verzeihung, wohnt hier noch eine MANUELA?"

"Am Telefon", sagte die Stimme. Er erinnerte sich, sie waren auf einer Party gewesen und sie gab ihm die Telefonnummer. Es war schon ziemlich früh am Morgen, als sie ihm erzählte, dass sie einen Freund habe. Immer dasselbe. Zuerst machen sie dich heiss und dann lassen sie dich fallen, dachte er. Und er war so blöde und rief sie an. Aber jetzt langts, dache er. Er fing an am Telefon mit der Frau rumzustreiten. Beschuldigte sie. Warf ihr Sachen vor, die ihm gerade in den Sinn kamen. Dann legte er auf. Und schlenderte nach Hause. Seine Freunde sagten öfter, er könne gut kochen. Und er beschloss, für sich alleine Pfannkuchen zu machen. Die besten, die er jemals gemacht hatte. Weil er sich jetzt etwas Gutes tun wollte. Und die Frauen vergessen wollte. Er warf den Fernseher an. Es kam eine Chinese-Story aus dem fernen Osten. Mit viel Witz und vielen skurrilen Kämpfen. Ab und zu musste er lachen, als er die Kämpfe sah. Mit welcher Schnelligkeit die Personen durch die Luft wirbelten und all das Ganze. Aber das Lachen hallte aus und niemand war da der es hörte. Seinen Teig hatte er beim Fernsehen angerührt. Und niemand war da, der die Pfannkuchen mit ihm essen konnte. Man müsste einmal Urlaub von dem allem nehmen. Vom Fernsehen, vom Rauchen. Vom Pfannkuchenessen. Und da kam ihm der Plan. Er hatte es schon früher einmal gemacht. Als er satt war, lies er die Kaffeemaschine durchlaufen. Er nahm sich einen Zettel und schrieb ein paar Worte auf. Dann ging er in die Speisekammer und holte ein paar Streichholzschachteln und eine Kerze. Er legte die Kerze in einen Topf und holte sich eine frischgebrühte Tasse Kaffee. Das Wachs zerschmolz langsam im Topf und er nahm den Bindfaden heraus, wickelte ihn und legte ihn neben sich auf den Tisch. Er tauchte nun ein Streichholz nach dem anderen in seinen Topf und lies das Wachs kalt werden, legte die Hölzer schön der Reihe nach nebeneinander. Mein Rucksack, dachte er. Er ging in den Dachboden hinauf. Der Schlafsack lag zusammengerollt im Rucksack. Wenn ich wüsste, dass morgen ein Krieg ausbricht, würde ich meine Bude abfackeln, dachte er. Er nahm den Rucksack mit nach unten in die Wohnung. Er holte aus dem Beutel im Rucksack sein wasserdichtes Plastikröllchen heraus und verstaute die nun kalt gewordenen Zündhölzer darin. Dann riss er die Schachtel auseinander und legte die Abrissfläche hinzu, machte das Röllchen zu und ging nochmal in seine Speisekammer. Einen Draht und ein paar Angelhaken, einen Beutel mit Esbit, eine PLastikfolie, einen Stein, der ausgehölt war und einen Klopfer, der genau in die Ausbuchtung des Stein hineinpasste. Das Spiel war, nur das nötigste mitzuführen. Und er war gut in der Wildnis, er wusste es. Damals war er noch Fernfahrer. Sein Freund war einmal eine Woche mitgefahren und danach war Martin zwei Wochen alleine gefahren. Währendessen war er im Dschungel Deutschlands untergetaucht. Man musste sich im Militärgebieten herumtreiben, dann sah man für zwei Wochen wirklich keine Menschen, wenn man nicht mit ihnen in Kontakt treten wollte. Damals lies er die Soldaten in Ruhe, versuchte alleine durchzukommen. Am Anfang ass er Pilze und Pflanzen. Dann ging er ins Feld, holte Weizen, buk Brot. Er verlies seine Lagerstelle nie, ausser um etwas zu Essen zu sammeln. Die zweite Woche fing er sogar mal einen wilden Hasen mit seiner selbstgebauten Drahtfalle. Und als sein Freund wieder kam um ihn abzuholen, war er nicht mal hungrig. Ein Stück von dem Hasen war noch übrig, als ihn Martin wieder besuchte. Der letzte Abend an seiner 2-Wochen Lagerstelle war der schönste. Und diesesmal würde er dem ganzen noch Die Krone aufsetzen und die Manöversituation der Bundeswehr - Grundausbildung ein bisschen beeinflussen. Soldaten verarschen war ein lustiges Spiel, dachte er. Aber dazu musste er erst mal wieder in Sperrgebiet kommen. Als erfahrener Landsteicher würde er diesmal ein Gebiet in der Nähe der französischen Grenze auswählen. Und er schrieb auf ein Pappschild die Buchstaben "KA" fein säuberlich auf einen Karton. Scheiss Weiber, dachte er. Wenn die wüssten, dachte er. Aber das ist sowieso noch Männerdomäne. Mal schauen, wo die Emanzen bleiben, wenn´s mal wirklich rundgeht. Die würden doch allesamt den Betrieb aufhalten und heulend und zähneklappernd auf ihrem Hintern hockenbleiben, wenn ihnen einer sagen würde, macht mal bei strömendem Regen Feuer. Mit Birkenholz. Und nur mit Birkenholz. Weil das auch im nassen Zustand brennt, steht in jedem Pfadfinderhandbuch. Pfaffenhandbuch oder so ähnlich. Aber die Frauen, ohne sie würds auch nicht gehen. Aber egal. Das war erst noch herauszufinden.

Er fuhr mit seinem Fahrrad an einem Nachmittag zum Lech hinter. Und dann in einem Wald an der Autbahnbrücke von der Autobahn A8 - Augsburg - München. Da war nämlich seine Lagerstelle. Direkt auf dem Gelände der hiesigen Stromgesellschaft. Das Gelände war umzäunt, aber die Lechwege gehörten den Gesellschaften und waren nicht umzäunt. Das Besitzrecht hatte er einmal von der Polizei erfahren und war damals in eine ziemlich lustige Situation reingerutscht: "Hallo, die Herren"; er war mit seinem Fahrrad Richtung Augsburg unterwegs. Er hatte nichts zum Rauchen dabei, er war friedlich gestimmt. Die Polizei kurvte mit ihrem umgebauten Audi A4 da lang und kam auf ihn zu. Er würde wohl auf die Seite gehen müssen. Er stieg ab, nahm das Fahrrad und stellte es provisorisch in die Büsche, stellte sich mit seinen Schuhen in den Dreck, wie er es in der Bundeswehr gelernt hatte.. Scheissegal jetzt, dachte er. Jetzt ist sowieso vorbei, dachte er. Wegen irgetwas, dachte er. Ich weiss nicht was, dachte er voller Panik. Aber egal. Das Polizeiauto hielt vor ihm halb salutierend stehend in den Büschen.stand er da und wusste nicht wie ihm geschah. Hallo sagte der Polizist, ich suche eine alte Frau, die sich hier am Lech verirrt hat, hast du vielleicht eine gesehen? "Nein, aber zeigen sie mir mal das Foto, ich könnte sie ja noch benachrichtigen. Wenn ich sie treffe, meine ich." Der Polizist zeigte ihm das Foto. "das ist sie"; sagte er. "ja, da unten am Lech haben wir sie zuletzt gesehen. Sie ist aus dem Altenheim ausgebüchst." Der Polizist sah auf sein Mikrophon, das er an seinen Walkman festgemacht hatte. "und für was brauchst du das", fragte er. "ich mach Mikrophoneaufnahmen von der Autobahn", sagte er.

"Magst du auch eine Polizeisirene haben. Oder wie läufts bei dir so."

Eigentlich waren sie echt nett, die Jungs von der Polizei.

Er war ja auch noch nicht straffällig geworden. Dann sagte er, er würde den Walkman an´s Dach hinhalten so dass er direkt die Sirene draufbekäme. Der Polizist schaltete ein. Es war ohrenbetäubend laut. Ca 130 Dezibel in zwei Tönen, die eine Quart voneinander entfernt sind. Man kennt das ja. Die Polizei,die Polizei. Er radelte am Abend darauf in die Stadt, da wollte er seinen Freund treffen, er hatte kurz zuvor Zoff mit ihm gehabt, weil er mit einer Frau abgezogen war, die er anbaggerte. Kurz erklärt. Er hatte noch ziemlich miese Stimmung, radelte mitten durch die Fussgängerzone. "Hey du Arschloch"

"WIE?!"

Er bremste, sah sich um und so einen sechzehnjährigen Pimpf.

"Sag mal willst du eine rein?"

Er stellte sein Mountainbike an die Wand und ging auf den Jungen zu.

"Äh ne war nicht so gemeint, du sag mal ich hab vorhin eine Schachtel Marlboro gefunden, willste nicht die dafür haben, tut mir echt leid."

Der Kleine hatte die Hosen voll.

Eine Minute später war er um eine Schachtel reicher.

Kosumgut. Hielt gerade mal 5 Stunden.

Dann war die Schachtel leer.



KAPITEL 12

Wieder mal Richtung Portugal

"Ungesetzliches wird sofort erledigt, Verfassungswidrigkeiten dauern etwas länger."

Aber genug von Henry Kissinger.

Nun gut, die Sache mit Tours sollte wohl nicht so sein, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber das Leben hat noch keinen Schluss. Am Sonntag abend entscheiden wir uns weiterzufahren. Wir fahren an einen Feldweg, wechseln die Nummernschilder. Mein Kumpel hat von einem alten Citroen die Nummern abgemacht. Wir checken eine Tankstelle, tanken voll. 95 Oktan. Das Tankometer zeigt 52 Euro an. Mein Kumpel hängt das Ding in die Zapfsäule ein, steigt an der Beifahrerseite ein. Ich schaue kurz zum Kassierer, lasse den Motor an. 1. Gang rein und Vollgas. Die Reifen quietschen, wir schlittern an der Tanke raus, nehmen eine Plastikabsperrung mit. Dann mit 150 Sachen ein Stück die Landstrasse lang. "Jetzt rechts", sagt mein Kumpel. Ich stempel voll ab, ziehe das Lenkrad rum. Grade noch erwischt. Wir donnern den Feldweg hinter bis zu einer Scheune, stellen uns hinter die Scheune und machen den Motor aus. Mein Kumpel nimmt die Nummernschilder raus, die nur über die anderen festgemacht wurden. "Ich bau erst mal nen Joint", sage ich."Und dann können wir wieder abdampfen." Gesagt, getan. Als das Ding qualmt, ziehe ich eine perfekte 180 Grad Schleife über den Weg, knalle wieder raus, das Auto macht einen Satz, wir sind wieder auf der Landstraße. Ich lasse die Kiste laufen, der Joint fängt an zu wirken und ich beruhige mich langsam wieder. Mein Kumpel ist gut drauf und während ich fahre, baut er den Radio ein, den wir gegen zwei Reifen bei seinem Onkel eingetauscht haben.

So löst man die Probleme, die man so hat. Es ist alles ruhig. Ich bin auch langsam ruhig und fahre wieder gemütlich auf der Bundesstraße Richtung Süden. Ich denke mit mir selbst, wenn ich gemütlich fahre und nicht immer voll auf dem Gas stehe, dann reicht das Ding locker für 1000 km. Es passiert erst mal nichts mehr und wenn ich so richtig nachdenke... "Ich unterbreche dich nur ungern in deinen Gedanken", sagt Machmud (so heißt mein Kumpel nämlich), "aber wohin willst du jetzt eigentlich? Ich mein, wir ham mal darüber geredet, daß wir Richtung Portugal wollen, aber das ist ja noch ne ganze Ecke weg und du bist jetzt schon pleite. Das wird doch nicht einfach, denke ich." "Schon richtig", sage ich."Aber kannst du einmal in deinem so kurzen Leben die Scheiß-Sorgen über Bord werfen und mir zuhören. Ich meine wirklich zuhören..." "Sag mal willst du mich jetzt blöd anmachen? Wie meinst du das mit deinem kurzen Leben und wie meinst du das mit zuhören. Ich hör doch..." Ich lege eine Vollbremsung hin, stehe kurz darauf am Randstreifen von einer Autobahn. "Hey", schreit Machmud, "was für ne Scheiße willst du jetzt schon wieder anstellen? Ich wollte grad die Zündung mit dem Radio verbinden und jetzt ist mir das KAbel wieder reingerutscht." "Ja, Jetzt hör mir mal zu. Voll ernst jetzt. Haste schon mal von dem Spruch gehört: VERTRAU AUF GOTT? Haste davon schon.." "Ja klar. Aber was willste mir jetzt damit sagen. Vielleicht daß ich nicht soviel planen soll oder was." "Das ist das erste. Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht. Aber eins weiß ich und das erst mal grade herausgesagt, irgentwie habe ich das Gefühl, wir sind richtig. Ich hatte sowieso Bock drauf weiterzufahren, weißt du." "Na gut. Willst du noch den Rest von der Tüte?" Ich nehme den qualmenden Filter und ziehe daran. Er schmeckt nach Pappe und ich werfe das Ding aus dem Fenster. "Wäh. Das war son schlechter Zug, das ist nochmal n´Joint wert. Baust Du?" "Ok, " sagt Machmut Schweigen, der Motor brummt. Ich sehe eine Kreuzung, auf der es Richtung Bordeaux rechts weggeht. Ohne zu zögern, halte ich drauf zu und biege rechts ab. Es ist 23.30 und alles ist still. "Mist, wir haben keine Zigaretten mehr. Warte mal, ich hab ne Idee. Da vorne kommt ne Tanke. Wir sind jetzt in der Nähe von Poitiers. Auf dieser Bundesstraße, die da vorne nach rechts abführt. "Was willst n´du jetzt machen?" Wirst schon sehen. "Wirst du schon sehen, "sagt Machmud. Er hatte auch so seine Tricks drauf, unter uns gesagt, aber was jetzt kam, alle Achtung, für diese Sache kommt schon eine beachtliche schauspielerische Leistung hin. Aber die Sache von Anfang: Wir sahen, daß es eine BP Tankstelle war. Es war eine von den Kleineren. Ich fahre mit dem Golf erstmal vorbei, dann sagt mein Kumpel zu mir: "Jetzt halt mal genau hier. Dann zeig ich dir was ich drauf hab." "Also Gut. Aber ich möchte dich darauf hinweisen, daß wir noch ca 130 Euro haben." Aber Machmud will nicht. Er steigt aus, geht um das Auto herum, öffnet den Kofferraum, nimmt ein T-Shirt heraus. "was geht ab, Alda.." Er antwortet nicht, reißt sein Shirt in einen langen Fetzen und wickelt sich das Ding um den Kopf. Die Augen läßt er frei und die Nase auch. Er setzt seinen Lederhut auf und kommt zu mir vor, sagt: "In zwei MInuten bin ich wieder da. Lass mich jetzt kurz alleine, ja?" "He, aber wir haben noch 130..." "Scheiß drauf, was soll das Gelaber mit dem Kleingeld. Ich zieh das Ding jetzt ab und du wartest hier im Wagen. Lass den Motor laufen." Ich denke, kein Problem, ich kann das Ding auch zwei Stundden durchlaufen lassen, wäre nicht von Bedeutung. Die Tankuhr zeigt nach 188 km immer noch voll an. Ich sage:"OK, Ich warte." Er geht zur Tankstelle, hält sich in Deckung vor einem Bauzaun. Er liegt flach auf dem Boden und robbt sich langsam an die Abzockergeschichte ran. Dann geht er rein. Ich höre Schreie und ich kann nichts sehen, weil alles hinter meinem Rücken abläuft. Also warte ich in meinem Versteck und lasse den Motor laufen.

Kurz darauf, ich schiebe gerade eine neue Kassette ind den Autoradio, reißt mein Kumpel Momo die Fahrertür auf und läßt verlauten:

"Schnell weg hier, los gib Gas."

Ich so zum ihm:

"Und,... -haste was erreicht?"

Reiße das Lenkrad rum und knalle raus auf die Straße, daß es staubt. Das Fahrwerk ächtzt bedenklich.

"Langsam, sonst hält das mit der Kupplung nicht. "Momo schaut genervt herüber. Würde ein bißchen was drum geben, was in seinem Kopf jetzt vorgeht. Warum ist der so sauer, frage ich mich. Ich frage:"He, Alta, warum biste sauer.?""Hat nicht geklappt. Ist so´n Bullenauto reingefahren.Da bin ich wieder weggerobbt und bin dann hierhergerobbt, äh gerannt."Jaja, denke ich mir. Der immer mit seinem Bullenwahn. Dauernd denkt der immer, der wird von den Polizia vefolgt. Derweil hab ich die bisjetzt nur gerade dreimal gesehen. Und Fakt ist, wir sin jetzt schon in Südfrankreich und in der Nähe der spanischen Grenze.Ich sage also zu ihm: "Hey, keine Panik, wir ziehen in Spanien was ab. Genug Sprit haben wir ja, dann fahren wir erst mal wieder aus der Misere raus.
"Du sollst wirklich bissle langsamer tun, weil ich das Ding da unten an der Verbindung zur Kupplung mit Draht gemacht habe." Momo schiebt Panik und ich merke langsam, wie die Gänge nicht mehr reingehen.

"Jetzt hängt er wieder."

Tatsächlich war das Auto nun im 2.Gang fest und lies sich nicht mehr weiterschalten. Ich fuhr so 80 und war gerade auf die Autobahneinfahrt draufgefahren. Da vorne kam auch schon die Mautstelle.

"Hup jetzt paarmal und dann fahr durch die freie Durchfahrt da."

"Da wo steht nur polizei und rettungsfahr..."
"Genau da."

Schiebe die Karre grinsend an dem winkenden und gestikulierenden Officer vorbei und zucke nur mit den Achseln. Momo macht ein paar Handzeichen und fuchtelt ein bißchen in der Luft herum.

"Das wars, denen haben wir´s aber gegeben."

"Und was machen wir nun mit dem Gang-Problem. Die Karre wird langsam heiß´."

Tatsächlich stieg die Motortemperatur an, weil ich die ganze Zeit mit 110 im 2. Gang fahre.

Unerträglich laut ist es außerdem noch.

"Zieh halt bei der nächsten Parke raus, dann sehen wir uns die Sache mal. an."

Und wieder mal Richtung Portugal...

Gibts denn nie ein Ende?

Ich will gar nicht daß es endet.

Es wird auch nicht enden.

Momo bastelt ein bißhen an der Karre rum.

Genauer gesagt, er ligt drunter und ist über und über mit Öl verschmiert

"Was machst du denn?"

"Eh, kein Stress jetzt."

Er kommt unter dem Auto vor, schlägt sich den Kopf an und wischt sich an der Stelle ab, an der es wohl weh tut. Die Stelle ist dann natürlich auch voller Öl.

Das schmiert ja bekanntlich.

Mir kommt eine Idee. Ich steige aus und schlurfe mit meinen Sandalen im Dreck rum.

Da liegt sie auch schon vor mir. Eine verostete Schelle. Aber genau das was wir im Moment brauchen.

Ich schlurfe zum Auto zurück. "kanns du´s brauchens..."

"he, genau das habe ich gesucht."

"Ja, ja blindes Huhn und so..."

Momo sagt nichts und kriecht wieder unters Auto.

......

Ziemliche Zeit später kommt er wieder unten raus, haut sich nochmal den Kopf an und sagt:"Scheiße, lass mal an die Kiste. Das hält jetzt, da können wir nochmal hier runter fahren. Und zurück."

Zurück nach Amerika oder was....?






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